Wie kann man – auch ohne sich zu sehen – Jugendarbeit leisten? Dieser Frage sind die pädagogischen Fachkräfte bei JiG nachgegangen. Eigentlich handelt es sich bei JiG – Jugendarbeit in Ganztagschulen um einen Kooperationspartner, der die ganztägige Betreuung an verschiedenen Schulen in Nürnberg organisiert. Da die Mitarbeiter*innen ihre jungen Adressat*innen durch die Corona-Schulschließung nicht mehr direkt im Schulhaus antreffen, haben sie nun online Räume geschaffen, um sich zu „sehen“. Über den Onlineservice discord ist es möglich mit den Schüler*innen weiterhin in Kontakt zu bleiben. Hier kann ihnen zuverlässig, täglich ein Tagesstrukturpunkt geboten werden. Austauschen über das gemeinsame Fasten während Ramadan, Witze reißen mit den Klassenkameraden, aber auch über ernste Themen sprechen, wie zum Beispiel über das, was gerade draußen in der Welt passiert. Das ist fast alles wie in der Schule, nur eben digital. Discord erlaubt es einen eigenen Server zu erstellen, der über einen Link erreichbar ist. So können Zugriffe von Fremden vermieden werden. Die Moderationsrechte liegen beim Ersteller des Servers, der gleichzeitig auch als pädagogische Fachkraft diese Rechte entsprechend einzusetzen weiß und es so ermöglicht, einen geschützten, digitalen Raum zu erstellen.
Über tägliche Telefonkonferenzen können sich die Kinder auf diese Weise mit dem Betreuer treffen. Als zentralen Punkt gibt es eine Lernzeit, bei der die Arbeitsblätter von der Schule gemeinsam ausgefüllt und korrigiert werden können. Manchmal ist das Abfotografieren zwar umständlich, aber die Hilfe kommt trotzdem an. Und während man gerade am Lernen ist, bleibt auch genug Raum, um sich über Alltägliches zu unterhalten. Welches Spiel man gestern nachts noch gezockt hat, wie es gerade mit der Familie läuft und welche Dinge man am meisten vermisst. Abseits von der schulischen Unterstützung gibt es aber eben auch die Möglichkeit Jugendlichen neue Anregungen im tristen Alltag zu bieten. „Bei uns gibt es jeden Tag eine Challenge, die die Kinder bearbeiten können. Wer die Challenge erfolgreich einreicht, erhält einen Punkt und kann am Ende etwas gewinnen. Die Aufgaben orientieren sich dabei an den Interessen der Jugendlichen. Dinge, die sie vorher noch nicht gemacht haben und auch nichts mit der Schule zu tun haben. Und wer nicht allein klarkommt, dem wird im Chat geholfen. Das ist jeden Tag ein neues Erfolgserlebnis“, erklärt Sandra Kieser, die normalerweise mit Schüler*innen am Förderzentrum arbeitet.
Den Mitarbeiter*innen bei JiG ist ein niedrigschwelliger Zugang besonders wichtig. Daher richtet sich das Angebot insbesondere an Kinder und Jugendliche aus eher bildungsferneren Familien, welche durch die Schulschließung in Zeiten von Corona noch mehr als ohnehin schon von Chancenungleichheit betroffen sind. Die Jugendarbeit stellt für die Pädagog*innen einen Ansatz dar, der die Kinder unterstützt, sich selbst zu helfen. Empowern und Fördern, das sind hier die Grundsätze. Durch den Aufbau von stabilen Beziehungen sind sie täglicher Ansprechpartner*innen, um gemeinsam mit den Schüler*innen nach Lösungen für die kleinen und großen Probleme des täglichen Lebens zu suchen. „Durch mediale Hilfsmittel wie beispielsweise discord sind wir weiterhin für die Schüler erreichbar. Wenn es Streit mit den Eltern gibt, wenn sie sich allein oder gestresst fühlen, haben wir ein offenes Ohr. Sie kennen und vertrauen uns. Gewalt in der Familie war unsere größte Sorge, dem konnten wir durch einen sicheren Onlinekontakt Abhilfe schaffen.“
Auch für die Zeit nach Corona, bieten Anwendungen wie discord eine spannende Möglichkeit online mit den Schüler*innen in Kontakt zu bleiben, um so die Arbeit noch ganzheitlicher und jugendgerechter zu gestalten.
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